Bodenarten auf der Baustelle

Bodenarten auf der Baustelle

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In ganz Deutschland werden unterschiedliche Bauten realisiert. Nicht zu vernachlässigen sind dabei die Untergrundverhältnisse, also die Bodenarten unter und um das Bauvorhaben herum. In diesem Fachartikel möchten wir dir als Bauherr oder Bauinteressierter Informationen über die Bodenarten und deren Einflüsse auf deine Baustelle geben.

Welche Bodenarten gibt es und welche Einflüsse haben diese auf die Baustelle?

In Deutschland gibt es unterschiedliche Bodenarten. Nachfolgend listen wir dir diese auf, sodass du die Eigenschaften und Vor- und Nachteile der Bodenart auf deiner Baustelle kennst:

Sandboden: 

Sandboden ist eine Bodenart, die hauptsächlich aus Sandpartikeln besteht. Nachfolgend geben wir dir einen Steckbrief zum Sandboden:

  1. Partikelgröße und Struktur:
    • Sandboden besteht aus groben Partikeln mit einer Korngröße zwischen 0,05 und 2,0 Millimetern.
    • Die lockere Struktur des Sandbodens führt dazu, dass er eine gute Durchlässigkeit für Wasser aufweist. 
  2. Durchlässigkeit:
    • Sandboden ist bekannt für seine hohe Durchlässigkeit. Das bedeutet, dass Wasser leicht durch den Boden hindurchsickern kann.
    • Aufgrund dieser Durchlässigkeit neigt Sand dazu, weniger anfällig für Staunässe zu sein. Das kann besonders bei schlechtem Wetter große Vorteile auf der Baustelle mit sich bringen. Speziell bedeutet dies, dass das Bauunternehmen auch bei schlechtem Wetter arbeiten kann und es nicht durch Schlechtwetter-Behinderungen zu Verzögerungen an deinem Bauprojekt kommt.
  3. Tragfähigkeit:
    • Sandboden hat im Allgemeinen eine geringe Tragfähigkeit. Das bedeutet, dass er weniger Lasten tragen kann, bevor es zu Setzungen kommt.
    • Beim Bau auf Sandboden müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden, um die Stabilität von Strukturen sicherzustellen. Während der Verdichtungsarbeiten kann es hilfreich sein, den Boden zu nässen. Hierdurch kann ein höherer verdichtungsgrad erreicht werden.
  4. Setzungsverhalten:
    • Sandboden neigt dazu, sich bei Belastung zu setzen. Setzungen können ungleichmäßig auftreten und müssen bei Bauvorhaben berücksichtigt werden.
    • Die Lockerheit des Sandbodens kann zu Verschiebungen und Verdichtungen führen.
  5. Bauherausforderungen:
    • Beim Bau auf Sandboden müssen Ingenieure geeignete Gründungsmaßnahmen ergreifen, um Setzungen zu minimieren. Dazu gehören möglicherweise Tiefengründungen wie Pfähle oder andere spezielle Fundamenttechniken. Auch die Wahl einer Flächengründung anstatt nur Streifenfundamente auszuführen sorgt dafür, dass der Lastabtrag besser auf den Sandboden verteilt wird. 
    • Die Erosionsgefahr durch Wind und Wasser ist bei sandigen Böden höher, was zusätzliche Schutzmaßnahmen erfordern kann. Nackter Sandboden ohne Bewuchs oder andere Oberflächenstrukturen unterliegt somit bei Wind oder Regen immer der Erosion.
  6. Vorteile von Sandboden auf der Baustelle:
    • Trotz der Herausforderungen bietet Sandboden auch Vorteile für dich als Bauherr. Die gute Durchlässigkeit erleichtert den Wasserabfluss und reduziert das Risiko von Wasserschäden. Das ist besonders gut für den Boden der direkt an dein Bauwerk angrenzt.
    • Sand ist leicht zu bearbeiten und zu bewegen, was den Bauprozess erleichtern kann. Oberflächen können nahezu Wetterunabhängig modelliert werden und einer schönen Außenanlage steht nichts mehr im Weg.

Die genauen Eigenschaften eines Sandbodens können je nach Standort aber auch noch einmal variieren. Eine gründliche Bodenuntersuchung und -analyse sind entscheidend, um die spezifischen Herausforderungen und Anforderungen bei Bauprojekten auf Sandboden zu verstehen und geeignete Baumaßnahmen zu ergreifen. Grundsätzlich sollte bei jeder Tiefbaumaßnahme immer ein Bodengutachten erstellt werden, um nachhaltig gut und sicher zu bauen. 

Lehmboden:

Lehmboden ist eine Bodenart, die hauptsächlich aus feinen Partikeln besteht und einen hohen Anteil an Tonmineralen aufweist. Nachfolgend geben wir dir als zukünftiger Bauherr einen Überblick, über die Eigenschaften von Lehmboden auf der Baustelle und die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken für dein Bauvorhaben:

  1. Partikelgröße und Struktur:
    • Lehmboden besteht aus sehr kleinen Partikeln, typischerweise mit einer Korngröße kleiner als 0,002 Millimeter.
    • Die feine Struktur führt dazu, dass Lehmboden oft eine hohe Plastizität aufweist, was bedeutet, dass er sich leicht formen und verändern lässt.
  2. Feuchtigkeitsverhalten:
    • Lehmboden reagiert stark auf Feuchtigkeit. Bei Wasseraufnahme quillt er auf, während er bei Trockenheit schrumpfen kann.
    • Die schrumpfende und quellende Natur von Lehm kann zu Setzungen und Bodenbewegungen führen, was beim Bau berücksichtigt werden muss. Lehmboden wird bei Nässe somit sehr schwer und schmierig, weshalb die Baustelle bei schlechtem Wetter hier auch kaum befahrbar ist.
  3. Tragfähigkeit:
    • Im Allgemeinen hat Lehmboden eine gute Tragfähigkeit, insbesondere wenn er verdichtet wird. Allerdings kann die Tragfähigkeit bei starker Wassersättigung abnehmen. Aus diesem Grund sollten Tiefbau- und Gründungsarbeiten auf Lehmboden nicht bei zu schlechten Witterungsverhältnissen durchgeführt werden, um eine ausreichende Verdichtung zu gewährleisten.
    • Aufgrund der plastischen Eigenschaften von Lehm erfordert der Bau auf diesem Bodentyp oft spezielle Baumaßnahmen, um Setzungen zu minimieren.
  4. Bauprozess:
    • Beim Bau auf Lehmboden müssen Bauingenieure besondere Aufmerksamkeit auf die Feuchtigkeitskontrolle legen. Dies kann die Verwendung von Entwässerungssystemen und speziellen Gründungstechniken einschließen. Auch bei anstehendem Grundwasser sollte eine professionelle Wasserhaltung zum Einsatz kommen. Ließ hierzu gern unseren Artikel über die Grundwasserabsenkung auf Baustellen.
    • Lehmboden muss wie jede andere Bodenart auch sorgfältig verdichtet werden, um eine stabile Baugrundlage zu gewährleisten.
  5. Bauherausforderungen:
    • Eines der Hauptprobleme beim Bauen auf Lehmboden ist die Neigung zu Setzungen und Bodenbewegungen. Diese können Risse in Gebäuden verursachen.
    • Dies liegt primär an dem Verhalten bei Nässe. Die Witterung spielt hier also eine besondere Rolle. 
  6. Vorteile:
    • Lehmboden kann eine gute Tragfähigkeit bieten, wenn er richtig verdichtet und behandelt wird.
    • Aufgrund seiner Formbarkeit wird Lehm in einigen Bauprojekten auch als Baustoff verwendet, insbesondere für Lehmziegel oder Lehmputz.

Die genauen Eigenschaften von Lehmböden können stark variieren, abhängig von der genauen Zusammensetzung und dem jeweiligen Wassergehalt. Beim Bauen auf Lehm solltest du daher immer darauf achten, dass dieser zum Zeitpunkt der Bauarbeiten weder zu trocken noch zu nass ist.

Tonboden:

Tonboden ist eine Bodenart, die hauptsächlich aus sehr feinen Partikeln besteht und einen hohen Anteil an Tonmineralen aufweist. Wir freuen uns dir nachfolgend die Eigenschaften von Tonboden zu erläutern und sagen dir, was du für deinen Hausbau wissen musst:

  1. Partikelgröße und Struktur:
    • Tonboden besteht aus extrem kleinen Partikeln mit einer Korngröße kleiner als 0,002 Millimeter.
    • Die feine Struktur von Ton macht ihn plastisch und formbar, wenn er feucht ist. Dir ist das bestimmt schon bekannt vom Töpfern. Beim Töpfern macht man nichts anderes als einen Klumpen Ton durch Wasserzugabe zu formen und anschließend zu brennen.
  2. Feuchtigkeitsverhalten:
    • Tonboden hat die Fähigkeit, Wasser gut zu speichern. Bei Feuchtigkeit dehnt sich Ton aus und wird plastisch, während er bei Trockenheit schrumpfen und hart werden kann. Besonders bei hohen Grundwasserpegeln kann dies zum Problem werden, wenn du das Grundwasser absenken musst, um deine Baugrube trocken zu halten. Das liegt daran, dass Ton das Wasser sehr gut aufnimmt und speichert, aber nur sehr langsam wieder freigibt. 
    • Dieses Quell- und Schwindverhalten kann in extremen Fällen zu Setzungen und damit zu Rissen in Baustrukturen führen.
  3. Durchlässigkeit:
    • Tonboden hat im Allgemeinen eine geringe Durchlässigkeit für Wasser. Aufgrund seiner dichten Struktur kann Wasser nur langsam durch den Boden hindurchsickern.
    • Bei intensiven Niederschlägen kann Tonboden daher zu Staunässe neigen. Das bedeutet, dass du dafür sorgen musst, dass das Wasser um dein Bauwerk kontrolliert abließen kann. Während der Bauphase können schon geringe Niederschlagsmengen dafür sorgen, dass das Bauunternehmen die Arbeiten wegen zu schlechtem Wetter unterbrechen muss.
  4. Tragfähigkeit:
    • Unverdichteter Tonboden hat eine geringe Tragfähigkeit und neigt dazu, sich unter Lasten zu setzen.
    • Ton kann jedoch durch Verdichtung und Zugabe von Stabilisierungsmitteln deutlich an Tragfähigkeit gewinnen.
  5. Bauherausforderungen:
    • Eines der Hauptprobleme beim Bauen auf Tonboden ist die Neigung zu Setzungen und Bodenbewegungen. Diese können ungleichmäßig auftreten und müssen bei Bauvorhaben berücksichtigt werden.
    • Aufgrund der geringen Durchlässigkeit kann es zu Problemen mit der Entwässerung kommen, was spezielle Maßnahmen erfordert.
  6. Gründungsmaßnahmen:
    • Beim Bau auf Tonboden können verschiedene Gründungsmaßnahmen erforderlich sein, um die Stabilität zu gewährleisten. Wie bei allen anderen Bodenarten auch, kommt es darauf an, welche Lasten auf den Boden drücken und wie groß die Fläche ist auf der sich die Last in den Boden ableiten kann.
  7. Nutzung in der Bauindustrie:
    • Ton wird in der Bauindustrie als Baustoff verwendet, insbesondere für Ziegel oder Keramikprodukte.
    • Bei der Verwendung von Ton als Baustoff müssen die Schrumpf- und Quelleigenschaften berücksichtigt werden. In der Praxis macht man sich diese aber sogar zum Nutzen und profitiert hiervon.

Wenn deine Bodenerkundung Tonboden ausweist, kann dich ein Geotechnologe dabei unterstützen, dein Bauprojekt sicher umzusetzen. Auch der Statiker wird wie bei allen Bodenarten, die Tragfähigkeit des Bodens für dein Bauwerk berücksichtigen und prüfen. So kannst du dir als Bauherr sicher sein, dass dein Bau sicher steht und du lange Freude daran haben wirst.

Kiesboden:

Kiesboden ist eine Bodenart, die hauptsächlich aus groben Partikeln besteht, die größer sind als 2 Millimeter. Nachfolgend geben wir dir als angehendem Bauprofi Infos zu Kiesboden uns seinen Merkmalen:

  1. Partikelgröße und Struktur:
    • Kiesboden besteht aus groben Gesteinsfragmenten, die größer sind als 2 Millimeter. Diese Partikel können Kieselsteine, Kies oder gröbere Sandkörner umfassen.
    • Die grobe Struktur des Kiesbodens führt dazu, dass er gut durchlässig ist und eine gute Drainage aufweist. Er besitzt je nach Zusammensetzung quasi keinen Null Anteil und ist sehr drainfähig.
  2. Durchlässigkeit:
    • Kiesboden ist bekannt für seine hohe Durchlässigkeit. Wasser kann leicht durch die großen Zwischenräume zwischen den Partikeln hindurchsickern. Auf Baustellen wird Kies deshalb häufig als Drainschicht verbaut.
    • Aufgrund dieser Durchlässigkeit neigt Kiesboden nicht zu Staunässe und eignet sich gut für Bauprojekte, bei denen eine effiziente Entwässerung erforderlich ist.
  3. Tragfähigkeit:
    • Kiesboden bietet eine gute Tragfähigkeit und Stabilität. Die groben Partikel ermöglichen eine gute Lastverteilung und minimieren Setzungen. Wichtig ist hierbei, dass der Kiesboden einen Null Anteil hat, da er sich sonst nicht verdichten lässt.
    • Bauvorhaben auf Kiesboden erfordern möglicherweise weniger spezielle Maßnahmen zur Bodenverbesserung im Vergleich zu anderen Bodenarten.
  4. Bauprozess:
    • Aufgrund seiner stabilen Struktur ist Kiesboden in der Regel einfach zu bearbeiten und zu verdichten.
    • Kies kann als Bau- oder Verfüllmaterial in verschiedenen Bauprojekten verwendet werden, einschließlich Straßenbau, Fundamenten und Landschaftsgestaltung.
  5. Nutzung in der Bauindustrie:
    • Kiesboden wird häufig als Baumaterial verwendet, insbesondere in Bauvorhaben, bei denen eine gute Entwässerung erforderlich ist.
    • Kies wird auch in der Herstellung von Beton verwendet, um die Festigkeit und Stabilität des Betons zu verbessern. Eine wichtige Information am Rand: Für beton eignet sich nur der scharfkantige Kies und nicht der Runde Kies aus beispielsweise Flüssen wie der Weser. Das liegt daran, dass sich der Kies gut im Beton verzahnen können muss. Kies mit abgerundeten Ecken aus Flüssen kann dies schlicht nicht, weshalb Kies auch ein endlicher Baustoff ist. 
  6. Bauherausforderungen:
    • Kiesboden kann im Allgemeinen als vorteilhaft für Bauprojekte betrachtet werden, da er gute Tragfähigkeit und Entwässerungseigenschaften bietet.
    • Es ist wichtig, den Kiesboden vor Baubeginn sorgfältig zu untersuchen, um sicherzustellen, dass er den spezifischen Anforderungen des Bauprojekts entspricht.

Die Verbreitung von Kiesboden kann in verschiedenen Regionen auftreten, und er wird in der Bauindustrie aufgrund seiner positiven Eigenschaften oft geschätzt. Wie bei allen Bodenarten ist eine genaue Bodenuntersuchung wichtig, um die spezifischen Eigenschaften des Kiesbodens zu verstehen und eine geeignete Bauplanung durchzuführen.

Fazit:

In diesem Fachbeitrag haben wir dir als angehenden Bauherr Infos zu den wichtigsten und am häufigsten vertretenen Bodenarten gegeben. Nun kennst du die Eigenschaften sowie die damit verbundenen Vor- und Nachteile der Bodenarten und kannst dein Bauprojekt sicher und erfolgreich umsetzen. Jede Baustelle ist individuell und jeder Boden unterschiedlich. Auch innerhalt kleiner Regionen kann die Bodenart häufig stark variieren. Aus diesem Grund ist ein aussagekräftiges Bodengutachten speziell für deinen Baugrund die erste Maßnahme zu einem erfolgreichen Bauprojekt.

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