In diesem Beitrag behandeln wir das Thema der Asbestsanierung bei Immobilien sowie die Asbestsanierung als Teil der Dekontamination im Abbruch von Gebäuden aller Art. Wir gehen grundlegend auf Asbest als Baustoff ein und zeigen sowohl die Vorteile als auch die erheblichen Nachteile von Asbest auf.
Was ist Asbest?
Asbest ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene natürliche mineralische Fasern, die zu den Silikatmineralen gehören. Die drei Haupttypen von Asbest sind Chrysotil (weißer Asbest), Amosit (brauner Asbest) und Crocidolit (blauer Asbest). Es gibt auch andere weniger gebräuchliche Arten wie Anthophyllit, Tremolit und Actinolit. Wir möchten in diesem Artikel nur die für Baustoffe relevanten drei Asbestformen behandeln.
Wie entsteht Asbest?
Asbest entsteht in metamorphen Gesteinen, die unter hohen Temperaturen und Drücken umgewandelt werden. Diese Gesteine enthalten bestimmte Mineralien, aus denen sich Asbestfasern bilden. Die Fasern entstehen durch spezielle Kristallisationsprozesse und können in der Natur in Form von langen, dünnen, faserigen Strukturen vorkommen.
Woher stammt das in deutschen Baustoffen verwendete Asbest?
Das in Deutschland verwendete Asbest stammte aus verschiedenen Regionen der Welt. Deutschland selbst war kein bedeutender Produzent von Asbest. In der Zeit, als Asbest in großem Umfang verwendet wurde (insbesondere bis in die 1980er Jahre), wurden Asbestfasern aus verschiedenen Ländern importiert. Zu den wichtigsten Herkunftsländern gehörten:
Russland: Ein beträchtlicher Teil des in Deutschland verwendeten Asbests stammte aus Russland, das historisch gesehen einer der größten Produzenten von Asbest weltweit war.
Kanada: Kanada war ein bedeutender Lieferant von Asbest, insbesondere von Chrysotil (weißer Asbest). In der kanadischen Provinz Quebec gab es große Asbestminen.
Südafrika: Einige der in Deutschland verwendeten Asbestfasern kamen auch aus Südafrika, wo es verschiedene Asbestminen gab.
Chemische Zusammensetzung von Asbest
Die chemische Zusammensetzung von Asbestfasern variiert je nach ihrer Art. Hier sind die Hauptkomponenten der drei im Bauwesen am häufigsten verwendeten Asbesttypen:
- Chrysotil (weißer Asbest): Chrysotil gehört zur Gruppe der Serpentinite. Es ist ein Magnesium-Silikat mit der chemischen Formel Mg₃Si₂O₅(OH)₄.
- Amosit (brauner Asbest): Amosit gehört zur Gruppe der Amphibole. Es hat eine komplexe chemische Formel, die hauptsächlich Eisen, Natrium, Magnesium, Silizium und Sauerstoff enthält.
- Crocidolit (blauer Asbest): Crocidolit ist ebenfalls eine Art von Amphibol. Seine chemische Formel ist Na₂Fe₃(Fe²⁴Al)₂Si₈O₂₂(OH)₂.
In welcher Zeit wurde Asbest in Deutschland als Baustoff oder in Baustoffen verbaut?
Die Verwendung von Asbest erreichte in Deutschland ihren Höhepunkt in den 1960er und 1970er Jahren. In dieser Zeit wurden Asbest und asbesthaltige Materialien weit verbreitet in verschiedenen Bauprodukten und Baubereichen eingesetzt.
Welche Vorteile hat Asbest als Baustoff?
Asbest wurde in der Vergangenheit als Baustoff aufgrund seiner verschiedenen positiven Eigenschaften verwendet. Einige der Vorteile von Asbest als Baustoff waren:
- Hitzebeständigkeit: Asbest ist sehr hitzebeständig und kann hohen Temperaturen standhalten, ohne seine strukturelle Integrität zu verlieren. Daher wurde es häufig in feuerfesten Materialien und Isolierungen eingesetzt.
- Isolierende Eigenschaften: Asbest besitzt ausgezeichnete isolierende Eigenschaften, sowohl thermisch als auch elektrisch. Es wurde in Wärmeisolierungen für Gebäude, Rohrleitungen und elektrischen Anwendungen eingesetzt.
- Festigkeit und Haltbarkeit: Asbestfasern sind stark und flexibel. Asbestzementprodukte, die Asbestfasern mit Zement gemischt enthalten, waren aufgrund ihrer Festigkeit und Haltbarkeit beliebt für Bauprojekte wie Dachdeckungen, Fassadenverkleidungen und Rohre.
- Chemische Beständigkeit: Asbest ist resistent gegen viele chemische Substanzen. Diese Eigenschaft machte Asbest zu einem geeigneten Material für bestimmte industrielle Anwendungen, wie beispielsweise in der chemischen Industrie.
- Erschwinglichkeit: Asbest war relativ kostengünstig und einfach verfügbar, was zu seiner weit verbreiteten Verwendung in der Bauindustrie beitrug.
Was sind typische Baustoffe, die Asbest enthalten?
Asbest wurde in der Vergangenheit aufgrund der oben erwähnten positiven Eigenschaften in verschiedenen Baustoffen verwendet. Typische Baustoffe, die Asbest enthalten können, sind:
- Asbestzementprodukte:
- Dachplatten und Dachschindeln
- Fassadenverkleidungen
- Rohre und Formteile für Wasser- und Abwasserleitungen
- Blumenkästen und Pflanzgefäße
- Isoliermaterialien:
- Wärmedämmungen für Heizungs- und Warmwasserrohre
- Dämmplatten für Decken, Wände und Böden
- Spritzasbest als Brandschutzisolierung
- Fliesen und Bodenbeläge:
- Bodenbeläge, insbesondere ältere Vinyl-Asbest-Bodenbeläge
- Asbestzement-Fliesen
- Fliesenkleber und Fugenmörtel
- Brandschutzmaterialien:
- Brandschutzplatten und Brandschutzvorhänge
- Brandschutztüren und -fenster
- Spritzasbest als Brandschutzbeschichtung
- Textile Materialien:
- Asbesthaltige Textilien in Form von Schnüren, Geweben oder Dichtungen
- Asbesthaltige Isolierungen in elektrischen Anlagen
An dieser Stelle kann angemerkt werden, dass der Großteil der Abbruchimmobilien mit Asbest kontaminiert ist. Eine Asbestsanierung ist so eher die Regel als die Ausnahme, bevor ein Gebäude abgerissen werden kann. Hierbei ist zu sagen, dass die asbesthaltigen Baustoffe nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sein müssen. Auch Schadstoffgutachten geben nicht immer eine 100%tige Sicherheit, alle mit Asbest kontaminierten Baustoffe zu lokalisieren. So kommt es während der Abbrucharbeiten immer wieder zu Überraschungen, weil beispielsweise asbesthaltige Lüftungsrohre in Betonunterzügen einbetoniert waren, und erst beim tatsächlichen mechanischen Abbruch zum Vorschein gekommen sind. Hier gilt es die Situation sofort zu bewerten und die Arbeiten zu unterbrechen, bis ein neues Abbruchkonzept entworfen wurde und die neuen Gefahren berücksichtigt.
Wann wurde Asbest als Baustoff in Deutschland verboten?
In Deutschland wurde im Oktober 1993 die Herstellung und Verwendung von Asbest als Baustoff aufgrund seiner nachgewiesenen krebserzeugenden Wirkung verboten. Trotz dieses Verbots begegnen uns auch heute noch im Alltag viele langlebige Asbestprodukte wie Bodenbeläge und Dachplatten. Darüber hinaus können auch unscheinbare Materialien wie Fliesenkleber, Spachtelmassen und Putze Asbest enthalten, dessen Verwendung nicht sofort erkennbar ist. Es ist deshalb von besonderer Bedeutung, dass Wohnungsnutzer, insbesondere Heimwerker, über die Präsenz von Asbest informiert sind, um sich selbst und andere während Renovierungsarbeiten nicht zu gefährden.
Warum ist Asbest so gefährlich?
Asbest ist gefährlich aufgrund der feinen, mikroskopisch kleinen Fasern, aus denen es besteht. Diese Fasern können freigesetzt werden, wenn asbesthaltige Materialien beschädigt oder abgebaut werden. Zum Beispiel bei Abbrucharbeiten an asbesthaltigen Eternitplatten auf dem Dach. Die Gefährlichkeit von Asbest liegt in seiner nachgewiesenen Verbindung mit schwerwiegenden Gesundheitsrisiken. Nachfolgend listen wir dir die Hauptgründe auf, warum Asbest als besonders gefährlich betrachtet wird:
- Lungenprobleme: Das Einatmen von Asbestfasern kann zu verschiedenen Lungenerkrankungen führen. Asbestose ist eine vernarbende Lungenerkrankung, bei der die Atmung erschwert ist. Asbestose entwickelt sich nach langfristiger Exposition gegenüber hohen Asbestkonzentrationen.
- Lungenkrebs: Asbest ist ein bekannter Auslöser für Lungenkrebs. Langfristige Exposition gegenüber Asbest erhöht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Raucher, die auch Asbest ausgesetzt sind, haben ein besonders hohes Risiko.
- Mesotheliom: Dies ist eine seltene, aber aggressive Krebsart, die die mesotheliale Auskleidung der Lungen-, Bauch- oder Herzbeutel betrifft. Die Hauptursache für Mesotheliom ist nachweislich die Exposition gegenüber Asbest, oft viele Jahre vor der Erkrankung.
- Asbestose: Langfristige Exposition gegenüber Asbestfasern führt zu Asbestose, einer irreversible Lungenerkrankung, die durch Vernarbung des Lungengewebes gekennzeichnet ist. Dies beeinträchtigt die normale Atmungsfunktion.
Wann wird Asbest gefährlich?
Die Gefahr von Asbest besteht vor allem dann, wenn asbesthaltige Materialien beschädigt, geschnitten oder bearbeitet werden, wodurch Fasern in die Luft gelangen können. Daher ist die sichere Entfernung und Entsorgung von asbesthaltigen Materialien von größter Bedeutung und es ist wichtig, während dieser Arbeiten angemessene Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Privatpersonen dürfen asbesthaltige Baustoffe nicht bearbeiten, entfernen oder einfach entsorgen. Nur zertifizierte Fachunternehmen dürfen asbesthaltige Baustoffe Rückbauen und entsorgen. Asbest muss immer in dem Kreis angedient werden, in dem es als Bauteil ausgebaut wurde.
Regelungen zum Umgang mit Asbest – die TRGS 519
Die TRGS 519 ist eine Technische Regel für Gefahrstoffe in Deutschland. Der Begriff „TRGS“ steht für „Technische Regeln für Gefahrstoffe“. Die TRGS 519 bezieht sich speziell auf den Umgang mit Asbest und Asbestprodukten. Sie enthält Vorschriften und Empfehlungen für den Schutz der Gesundheit von Menschen, die mit Asbest in verschiedenen Arbeitsbereichen in Kontakt kommen könnten.
Die TRGS 519 deckt verschiedene Aspekte im Umgang mit Asbest ab, darunter:
- Einstufung von Asbest und asbesthaltigen Produkten: Die TRGS 519 gibt Richtlinien für die korrekte Einstufung von Asbest und asbesthaltigen Materialien hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit.
- Schutzmaßnahmen: Sie enthält detaillierte Vorschriften für Schutzmaßnahmen, die ergriffen werden müssen, um die Exposition gegenüber Asbest zu minimieren. Dies kann persönliche Schutzausrüstung, Kontrollmaßnahmen am Arbeitsplatz und andere Sicherheitsvorkehrungen umfassen.
- Arbeitsplatzgrenzwerte: Die TRGS 519 definiert Arbeitsplatzgrenzwerte für Asbest, die die zulässige Konzentration von Asbestfasern in der Luft am Arbeitsplatz festlegen.
- Sanierung und Entsorgung: Sie gibt Anleitungen für die sichere Sanierung und Entsorgung von asbesthaltigen Materialien. Dies umfasst auch Vorschriften für die Abfallbeseitigung.
- Dokumentation: Die TRGS 519 schreibt vor, dass Arbeitsstätten, in denen Asbest verarbeitet wird oder wurde, ordnungsgemäß dokumentiert werden müssen, um eine Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit der getroffenen Schutzmaßnahmen zu gewährleisten.
Die Einhaltung der TRGS 519 ist für Unternehmen und Personen, die mit Asbest arbeiten, verpflichtend. Abbruchunternehmen die Asbestsanierungen anbieten müssen also nach TRGS 519 zertifiziert sein und für die Arbeiten mit Asbest zugelassen sein. Die Regelung dient dem Schutz der Gesundheit von Arbeitnehmern und anderer Personen, die potenziell mit Asbest in Berührung kommen könnten. Sie wurde entwickelt, um die Gefahren im Zusammenhang mit Asbest zu minimieren und sicherzustellen, dass Asbestarbeiten gemäß den geltenden Sicherheitsstandards durchgeführt werden.
Was kostet eine Asbestsanierung an Immobilien?
Asbest darf nicht einfach von jedem demontiert werden. Asbestarbeiten dürfen, wie im vorausgegangenen Punkt erläutert, nur von geschulten Fachkräften durchgeführt werden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass eine Asbestsanierung an Häusern oder anderen Immobilien mit enormen Kosten verbunden ist. Dadurch das Asbest sehr häufig verbaut wurde, gibt es viele spezialisierte Unternehmen am Markt, wodurch der Preis für eine Asbestsanierung aufgrund der Konkurrenz unter den Unternehmen sehr erschwinglich ist. An dieser Stelle kann zudem angemerkt werden, dass bei unsachgemäßem Umgang mit Asbest bei Abbrucharbeiten enorme Gesundheitsrisiken entstehen.
Ist eine Asbestsanierung anzeigepflichtig?
Abbrucharbeiten, bei denen Asbesthaltige Materialien ausgebaut und entsorgt werden müssen, müssen bei der zuständigen Bezirksregierung angezeigt werden. Man unterscheidet hier zwischen der allgemeinen (kleinen) und der objektbezogenen (großen) Asbestanzeige. Entscheidend dafür, welche Anzeige vom Abbruchunternehmen gestellt werden muss, ist die Menge an Asbest die beim Abriss anfällt. Unter 2000Kg stellt man eine einfache Asbestanzeige. Über 2000Kg muss eine Objektbezogene Asbestanzeige gestellt werden. Auch muss ein gesonderter Entsorgungsnachweis ab 2000Kg, der sogenannte Einzelentsorgungsnachweis, gestellt werden.
Darf jeder Asbest transportieren?
Der gewerbliche Transport von Materialien oder Abfällen, die Asbest enthalten, ist nur von Entsorgungsfachbetrieben oder Unternehmen mit entsprechender Transportgenehmigung gestattet. Die Fahrzeuge für diesen Transport müssen mit einem schwarzen „A“ auf weißem Grund gekennzeichnet sein. Eine Ausnahme bilden Betriebe wie Sanierer oder Dachdecker, die im Rahmen ihres Geschäftsbetriebs Asbestabfälle transportieren dürfen. Hier dürfen aber auch bestimmte Mengen nicht überschritten werden.
Gibt es Abrissfirmen die auch Asbest entfernen dürfen?
Ja, Abbruchunternehmen sind die erste Anlaufstelle, wenn es um fachgerechte Asbestsanierungen geht. Zwar dürfen nicht alle Unternehmen Asbestsanierungen vornehmen, dennoch können Sie durch einfaches Nachfragen schnell erfahren, ob der angefragte Abrissbetrieb zertifiziert ist und Asbest entfernen darf. Häufig weisen die Abbruchunternehmen die Zertifikate auch gut sichtbar auf ihren Webseiten zum Download aus.
Schlusswort zu Asbest bei Abbruchimmobilien und Asbest als Baustoff
Asbest hatte bis 1993 eine hohe Relevanz als Baustoff. Glücklicherweise sind heute die gesundheitsgefährdenden Eigenschaften von Asbest bekannt, sodass asbesthaltige Baustoffe kontrolliert dekontaminiert und fachgerecht entsorgt werden können. Asbestsanierungen sind grundsätzlich nur von qualifizierten Abbruchunternehmen durchführen zu lassen. Auch wenn Bauherren die Entfernung von Asbest im ersten Augenblick als vermutlich sehr teuer erscheint, sind die tatsächlichen Sanierungskosten verhältnismäßig gering, weshalb einer professionellen Asbestentsorgung heutzutage nichts mehr im Wege steht. Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Haus oder dein Gebäude asbesthaltige Baustoffe enthält, helfen wir dir gerne weiter.